Edmund Bruder

Louis Oskar Edmund Bruder (* 21. Juli 1845 in Angstedt, Schwarzburg-Sondershausen; † 8. September 1911 in Wismar, Mecklenburg-Schwerin) war ein deutscher Orgelbauer in Wismar.

Leben

Louis Oskar Edmund Bruder stammte aus Angstedt (nicht Augstedt) in Thüringen. Wahrscheinlich erlernte er dort in der Nähe den Orgelbau (möglicherweise bei Johann Friedrich Schulze), da seine Registerzugplättchen später nach thüringischem Vorbild aus Porzellan mit Goldrand gemacht waren. 1869 wurde Edmund Bruder als Mitarbeiter bei Friedrich Wilhelm Winzer im mecklenburgischen Wismar genannt, beim Bau der Orgel in Kalkhorst. Bei der mecklenburgischen Volkszählung 1867 ist sein Name nicht zu finden. Auch nach der Übernahme der Werkstatt durch Friedrich Albert Mehmel 1873 blieb er dort tätig. 1877 machte sich Edmund Bruder in Wismar selbstständig, als zweiter Orgelbauer neben Mehmels Werkstatt. Am 16. September 1881 heiratete Bruder in der St. Georgenkirche seine Frau Henriette Louise Wilhelmine Karlhoff (19. Januar 1856 – 20. November 1935).[1] Den beiden wurden drei Kinder geboren: Carl Gustav Emil Bruder (* 15. Oktober 1882) wurde Kaufmann[2], Helma Elise Karoline Bruder (4. Mai 1886) und Frieda Luise Henriette Bruder (29. April 1891). 1889 erhielt er nach Mehmels Tod die Pflegeaufträge für sämtliche Orgeln im Amt Wismar. 1902 wurden als Orgelbauer Bender und Bruder genannt; über diesen Mitarbeiter gibt es bisher keine weiteren Informationen. Am 7. März 1902 wird Louis Bruder ins Bürgerbuch der Stadt Wismar eingetragen.[3]

Orgeln (Auswahl)

Edmund Bruder baute ausschließlich Schleifladenorgeln. Diese waren von guter Qualität und hatten manchmal Pedaltransmissionen oder -extensionen. Bekannt sind fünf Orgelneubauten in Mecklenburg, außerdem Umbauten, Umsetzungen, Reparaturen und Pflegeaufträge. Erhalten sind die drei Orgeln in Polchow, Witzin und Leussow (diese vorher in Mirow).

Orgelneubauten

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
vor 1882 Neukloster Lehrerseminar ? ? nicht erhalten
1890 Parchim Friedrich-Franz-Gymnasium II/P 3+2 wegen unsachgemäß genutzter Zentralheizung bald danach nicht mehr spielbar
1891 Polchow Dorfkirche II/P 8 + 1 Tr. mit originalen Prospektpfeifen, erhalten[4]
1894 Witzin Dorfkirche I/P 5 + 1 Tr. erhalten[5][6]
1894 Wismar Stadtschule ? ? Vermutung, nicht erhalten
um 1897 Mirow Lehrerseminar, Aula II/P 5 1925 umgesetzt nach Leussow.[7] 2011 Restaurierung durch Gottfried Schmidt (Rostock).

Weitere Arbeiten

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1889 Amt Wismar Kirchen Pflegevertrag für sämtliche Orgeln im Amt Wismar und im Lehrerseminar Neukloster
um 1890 Basedow Dorfkirche
III/P 36 Umdisponierung der Orgel von 1683, 1983 Rückführung auf die originale Disposition von 1683[8]
1891 Wismar St. Nikolai
II/P 34 Reparaturen der Winzer-Orgel durch Edmund Bruder. 1895 erfolgte ein technischer Neubau durch Ernst Röver mit Übernahme aller Register von Winzer. Röver fügte nur zwei Register hinzu. 1985 wurde die Mende-Orgel aus der Freiberger Petrikirche vor die Röver-Winzer-Orgel gesetzt. Dazu wurden alle Pfeifen des Hauptwerkes entfernt und die Windlade von Röver zur Hälfte längs weggeschnitten. Die Register des Pedals und des Oberwerkes von Röver und Winzer blieben erhalten. Einige von ihnen sind in der 2010 erbauten Chororgel erhalten geblieben oder wurden bei der Restaurierung der Orgel in Zarrentin genutzt.
1892 Russow Dorfkirche I 9 Umdisponierung der Gerhardt-Orgel von 1700. 2009 Rückführung auf die Originaldisposition durch Firma Jehmlich aus Dresden.
1893 Groß Upahl Dorfkirche I 3 Erbaut als Kammerorgel für den Erbprinz Friedrich (späterer Herzog Friedrich der Fromme, Regierungszeit 1756 bis 1785). Inschrift in der Orgel: „Paul Schmidt. Orgelbauer aus Rostock. 1760“. Zu unbekanntem Zeitpunkt schenkte Herzog Friedrich der Fromme die Orgel der im nahestehenden Gräfin Sabina von Bassewitz auf Dalwitz. Angesichts ihres nahenden Endes bestimmte die Gräfin die Orgel für ihre Kirche Polchow. 1790 Aufstellung die Polchow durch Friedrich Friese (I) (Kummerow). 1851 Reparatur und Umdisponierung durch Heinrich Rasche. 1893 Umsetzung nach Groß Upahl durch Edmund Bruder. 1914 Reparatur durch Carl Börger. 1997 Instandsetzung durch Wolfgang Nußbücker (Plau).[9]
1896 Doberan Münster
II/P 27 Pflegeauftrag der Friese-III-Orgel. Diese wurde 1978 zerstört. 1980 erfolgte eine Neubau der Firma Schuke mit III+P/44.
1902 Wismar St. Laurentius ? ? Umbau und Umsetzung einer Orgel aus Leer. Diese wurde 1923 durch einen Neubau von Marcus Runge (1865–1945) mit II+P/15 ersetzt. Die Runge-Orgel musste 1991 einen Neubau der Firma Schuke weichen mit II+P/19.

Literatur

  • Max Reinhard Jaehn: Edmund Bruder. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kurchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4. Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017, S. 74f.

Einzelnachweise

  1. Kirchenbuch St. Georgen Wismar. Copulationen 1881. Kirchenbuch 1876–1888. Seite 180 im Digitalscan.
  2. Volkszählung 1900 in Wismar.
  3. Franz Schubert: Bürgerbücher aus Mecklenburg. L 3.2 Wisamr 1751–1919. S. 327. Göttingen 1996 im Selbstverlag.
  4. Orgel in Polchow. Orgelmuseum Malchow, abgerufen am 31. Dezember 2019. 
  5. Orgel in Witzin. Orgelmuseum Malchow, abgerufen am 31. Dezember 2019. 
  6. Die Bruder-Orgel in Witzin. Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 31. Dezember 2019. 
  7. Orgel in Leussow. Orgelmuseum Malchow, abgerufen am 31. Dezember 2019. 
  8. Orgel in Basedow. Orgelmuseum Malchow, abgerufen am 31. Dezember 2019. 
  9. Groß Upahl. Abgerufen am 11. August 2024 (deutsch). 
Personendaten
NAME Bruder, Edmund
KURZBESCHREIBUNG deutscher Orgelbauer in Wismar
GEBURTSDATUM 21. Juli 1845
GEBURTSORT Angstedt, Schwarzburg-Sondershausen
STERBEDATUM 8. September 1911
STERBEORT Wismar, Mecklenburg-Schwerin