Hans Gottfried Bernrath

H. Gottfried Bernrath (1985)

Hans Gottfried Bernrath (* 5. Juli 1927 in Osterath; † 24. Juli 2010 in Grevenbroich[1][2]) war ein deutscher Politiker (SPD) Vorsitzender des Innenausschusses des deutschen Bundestags und Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation.

Jugend

In den Jahren 1937 bis 1943 besuchte Bernrath das Thomasgymnasium in Kempen am Niederrhein. In den Kriegsjahren 1943 bis 1945 war er Luftwaffenhelfer, im Reichsarbeitsdienst, im Kriegsdienst und kam letztlich in Kriegsgefangenschaft. Im Jahr 1946 machte Bernrath sein Abitur am damaligen Jungengymnasium Quirinus in Neuss.

Politische Tätigkeit und Beruf

Bernrath beantragte am 10. Februar 1944 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.829.142).[3][4] Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in den Jahren 1946 und 1947, arbeitete er in verschiedenen Industriebetrieben, wechselte danach zur Deutschen Bundespost, wo er von 1948 bis 1967 sowie 1970 bis 1980 tätig war. Als Ministerialdirektor a. D. war er in den Jahren 1994 bis 1998 Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation.

Seit 1949 war Bernrath Mitglied der Deutschen Postgewerkschaft. Im Jahr 1953 trat er der SPD bei. Von 1968 bis 1970 war Hans Gottfried Bernrath Beigeordneter der Stadt Rheydt. In den Jahren 1979 bis 1994 war er der letzte ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt Grevenbroich. 1969 wurde er vom nordrhein-westfälischen Landtag in die fünfte Bundesversammlung gewählt, die Gustav Heinemann zum Bundespräsidenten wählte.

Im Jahr 1980 wurde er Mitglied des Deutschen Bundestages. Dies blieb er bis zu seiner Mandatsniederlegung am 31. Dezember 1994. Ab 1987 war Bernrath Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestags.

Bundespolitisches Schaffen und Herausforderungen

In Bernraths nahezu 15 Jahren als Abgeordneter des Deutschen Bundestages und in seiner Funktion als Vorsitzender des Bundestags Innenausschusses war er an vielen Entscheidungsprozessen beteiligt und in bedeutende Debatten involviert. Bernraths Zeit als Vorsitzender des Innenausschusses wurde stark durch den Terror der Rote Armee Fraktion und insbesondere der Klärung der Umstände im Zusammenhang mit der Ergreifung von Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams in Bad Kleinen geprägt.

Ebenso trug Bernrath maßgeblich zum gelingen der Postreform II bei und ebnete damit den Weg zur Privatisierung der Deutschen Bundespost. Im Zuge dessen erhielt Bernrath 1997 für seine Leistung das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Kommunales wirken

Auch auf kommunaler Ebene konnte Bernrath viel bewirken. Als ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Grevenbroich trug er in Verbindung mit seinem Bundestagsmandat maßgeblich zur Entwicklung der Stadt bei. Zu seinen größten Erfolgen zählt die Ausrichtung der Landesgartenschau 1995 in Grevenbroich, die eine starke Veränderung des Stadtbildes zur Folge hatte. Im Zuge der Schau wurde eine Parkanlage geschaffen, die bis heute den Stadtkern prägt.

Zu Ehren von Bernrath wurden 2011, nach seinem Tod, zentrale Teile des ehemaligen Landesgartenschaugeländes umbenannt. Der zentrale Stadtpark von Grevenbroich und ein etwa 3,5 Kilometer langer Weg, der von Bernraths Heimatstadtteil Wevelinghoven aus in die Stadt führt, tragen seitdem die Namen Hans-Gottfried-Bernrath-Park und Hans-Gottfried-Bernrath-Weg.

Familie

Hans-Gottfried Bernrath war der Sohn von Katharina und Wilhelm Bernrath. In den späten 1950er Jahren lernte er während seiner Tätigkeit bei der Post seine spätere Frau Ruth Bernrath (geb. Borzim) kennen, die er schließlich 1963 heiratete. Das Paar bekam drei Söhne: Gottfried Bernrath (geboren 1965), Johannes Bernrath (geboren 1967) und Maximilian Bernrath (geboren 1969). Bernrath hinterließ außerdem drei Enkelkinder: Frederik Bernrath, Charlotte Bernrath und Johanna Bernrath.

Einzelnachweise

  1. Grevenbroich: Ein Kümmerer und ein Macher WZ newsline 26. Juni 2010
  2. Alle Traueranzeigen für Hans Gottfried Bernrath. In: trauer.rp-online.de. Abgerufen am 17. März 2022 (deutsch). 
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/2680994
  4. Helmut Gewalt: Angehörige des Bundestags / I.-X. Legislaturperiode: Ehemalige NSDAP- & / oder Gliederungsmitgliedschaften. (PDF; 62 kB) In: www.niqolas.de. Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e. V., 20. Oktober 2005, S. 1, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Dezember 2022; abgerufen am 20. Januar 2020. 
Vorsitzende des Innenausschusses des Deutschen Bundestages

Friedrich Maier (1953–1961) | Hermann Schmitt-Vockenhausen (1961–1969) | Friedrich Schäfer (1969–1976) | Axel Wernitz (1976–1987) | Hans Gottfried Bernrath (1987–1995) | Willfried Penner (1995–2000) | Ute Vogt (2000–2002) | Cornelie Sonntag-Wolgast (2002–2005) | Sebastian Edathy (2005–2009) | Wolfgang Bosbach (2009–2015) | Ansgar Heveling (2015–2018) | Andrea Lindholz (2018–2021)

Bürgermeister der Stadt Grevenbroich seit 1975
Normdaten (Person): GND: 171272013 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 196179994 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Bernrath, Hans Gottfried
KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker (SPD), MdB
GEBURTSDATUM 5. Juli 1927
GEBURTSORT Osterath, heute Meerbusch
STERBEDATUM 24. Juli 2010
STERBEORT Grevenbroich