Julius Gensel

Julius Gensel, Notar und Rechtsanwalt in Leipzig, Sekretär der Handelskammer
1883 ließ sich Julius Gensel die repräsentative Villa Hillerstraße 3 im Leipziger Bachviertel nach Entwurf des Berliner Architekten Heinrich Stöckhardt errichten.
Villa Gensel, Grundriss

Walter Julius Gensel (* 18. Dezember 1835 in Schellenberg; † 9. März 1916 in Leipzig) war ein deutscher Jurist und Politiker (Nationalliberale Partei). Er war Mitglied des Reichstags und des Sächsischen Landtags.

Leben

Der Sohn des Justizrats Ernst Walter Gensel (1806–1886) besuchte ab 1848 das Gymnasium in Weimar und studierte anschließend von 1854 bis 1858 die Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig. Im Dezember 1863 promovierte er zum Dr. jur. Ab 1864 war er Rechtsanwalt in Leipzig tätig, später auch als Notar. Am 15. März 1866 übernahm er das Sekretariat der Handelskammer Leipzig und gab danach seine Anwaltspraxis auf. Er war Vorsitzender des Verbandes deutscher Handelskammersekratäre. Im Jahr 1900 beendete er seine Tätigkeit als Sekretär der Handelskammer Leipzig.

Von Januar 1866 bis Dezember 1872 war er Stadtverordneter von Leipzig. Als Vertreter des 9. städtischen Wahlkreises (Döbeln, Leisnig, Waldheim, Mügeln) war er von 1869 bis 1877 Abgeordneter der II. Kammer des Sächsischen Landtags, wo er 1869/70 und 1875/76 das Amt des 2. Kammersekretärs innehatte. Zudem war er Referent in der Steuerreformfrage. Von Januar 1877 bis Juli 1878 vertrat er den Wahlkreis Sachsen 15 (Mittweida) im Reichstag in Berlin. Von 1888 bis etwa 1902 war er Vorsitzender des Nationalliberalen Landesverbandes im Königreich Sachsen, später dessen Ehrenvorsitzender.

Gensel war Mitglied im Ausschuss des Volkswirtschaftlichen Kongresses (seit 1873) und des Vereins für Sozialpolitik (seit 1875). Weiter war er Vorsitzender der Gemeinnützigen Gesellschaft und des Kunstgewerbe-Museums in Leipzig, des Vereins für Volkswohl in Leipzig sowie des Leipziger Zweigvereins und des sächsischen Landesverbandes der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung.

Familie

Gensel heiratete am 25. Mai 1864 Ottilie Voigt (1835–1887), eine Tochter von Robert Schumanns Freundin Henriette Voigt.[1] Er veröffentlichte zahlreiche der damals noch im Familienbesitz befindlichen Briefe Schumanns und war mit Clara Schumann befreundet, mit der er auch korrespondierte.

Gensel und seine Frau Ottilie wurden im Erbbegräbnis der Familie Gensel (Nr. 75) in der IX. Abteilung des Neuen Johannisfriedhofs beerdigt.

Schriften

  • Die Familie Gensel. Annaberger Linie. Frankenstein & Wagner, Leipzig 1886.
  • Robert Schumanns Briefwechsel mit Henriette Voigt. In: Die Grenzboten, 51. Jahrgang 1892 (2. Vierteljahr), S. 269–277 (Digitalisat), S. 324–337 (Digitalisat) und S. 368–375 (Digitalisat) – als erweiterter Sonderdruck: F. W. Grunow, Leipzig 1892.
  • Aus Rochlitzens Briefen an Henriette Voigt. Merseburger, Leipzig 1906. (Sonderdruck aus dem Leipziger Kalender)
  • Henriette Voigt. Erinnerungen aus dem Leipziger Musikleben zu Mendelssohns Zeit. In: Die Grenzboten, 68. Jahrgang 1909 (1. Vierteljahr), S. 393–400 (Digitalisat).

Literatur

  • Franz Neubert (Hrsg.): Deutsches Zeitgenossenlexikon. Schulze, Leipzig 1905.
  • Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? 4. Ausgabe, Degener, Leipzig 1909.
  • Bruno Volger (Hrsg.): Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild. Selbstverlag, Leipzig 1907/1908 (mit Bild).
  • Hermann Kalkoff (Hrsg.): Nationalliberale Parlamentarier 1867–1917 des Reichstages und der Einzellandtage. Schriftenvertriebsstelle der nationalliberalen Partei Deutschlands, Berlin 1917.
  • Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 3, K. G. Saur, München u. a. 1996.
  • Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Ein biographisches Handbuch. (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 5.) Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, S. 376–377.
  • Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918. Kassel University Press, Kassel 2010, ISBN 978-3-86219-038-6, S. 59 (Online, PDF; 2,2 MB).
  • Gensel, Walther Julius in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  • Biografie von Julius Gensel. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)

Einzelnachweise

  1. Biographischer Artikel über Julius Gensel und dessen Frau
Normdaten (Person): GND: 116542306 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 42591549 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Gensel, Julius
ALTERNATIVNAMEN Gensel, Walter Julius (vollständiger Name); Gensel, Walther Julius
KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Politiker (NLP), MdR, Landtagsabgeordneter in Sachsen
GEBURTSDATUM 18. Dezember 1835
GEBURTSORT Schellenberg
STERBEDATUM 9. März 1916
STERBEORT Leipzig