Klärungsorientierte Psychotherapie

Die klärungsorientierte Psychotherapie (auch: zielorientierte Psychotherapie) ist eine Therapierichtung, die auf der Grundlage der Gesprächspsychotherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie von dem Bochumer Psychologieprofessor Rainer Sachse entwickelt wurde. Sie legt besondere Aufmerksamkeit auf die Klärung und Bewusstmachung sowie die Veränderung sogenannter Schemata.[1]

Konzept und Arbeitsweise

Schemata sind für die klärungsorientierte Psychotherapie Muster, die insbesondere Menschen mit chronischen Beschwerden (häufig als „schwierig“ oder als „Therapeutenkiller“ bezeichnete Klienten) automatisiert und unbewusst in hohem Maß steuern. Diese sind einerseits schwer zu durchschauen, andererseits kann sich aber nur, wenn der Therapeut zumindest die stärksten Schemata wahrnimmt und darauf richtig reagiert, eine vertrauensvolle und produktive Beziehung entwickeln. Wichtigstes Ziel der Therapie ist deswegen zunächst, dem Klienten seine vorher unbewussten und unkontrollierbaren Schemata bewusst zu machen. Er hat dann erst die Möglichkeit, selbstverständliche Gewohnheiten, Überzeugungen, Wünsche etc. in Frage zu stellen, zu korrigieren und neue Erfahrungen an sich heranzulassen.

Starke Unzufriedenheit und die Entwicklung von Symptomen werden in der klärungsorientierten Psychotherapie als Entfremdung (Alienation) von den eigenen Wünschen, Motiven und Zielen erklärt. Diese kennenzulernen und mögliche Konflikte mit Schemata zu finden, ist ein weiterer wichtiger Baustein dieser Therapieschule.

Die Grundlage zur Klärung von Schemata und Motiven ist die Beziehung zum Therapeuten, die wie die Gesprächspsychotherapie von Empathie, Wertschätzung und Echtheit geprägt sein soll. Anders als bei der non-direktiven Gesprächspsychotherapie macht sich der Therapeut in der klärungsorientierten Psychotherapie aber ein mentales Modell vom Klienten und wendet gezielt Strategien an, um die therapeutische Beziehung zu steuern und um Klärungsprozesse anzustoßen. Hier ähnelt sie eher der kognitiven Verhaltenstherapie. Kennzeichnend für die klärungsorientierte Psychotherapie ist außerdem, dass der Therapeut sein Vorgehen in hohem Maß an die Störung (nicht die Diagnose!) und die daraus folgende innere Logik des Weltbilds des Klienten anpasst.

  • Siehe auch: Beziehungsmotiv, Motiv (Psychologie) und Reparenting

Indikation

Die Entwickler der klärungsorientierten Psychotherapie gehen davon aus, dass ihre Methoden vor allem Klienten mit diffusen, schwer fassbaren Beschwerden helfen, in deren Vorgeschichte sowohl klassische tiefenpsychologische Ansätze als kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen ohne Erfolg blieben. Die klärungsorientierte Psychotherapie hat u. a. spezifische therapeutische Ansätze, sowie störungs- und therapietheoretische Konzepte zur Behandlung von schwertherapierbaren Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Typische Diagnosen sind:

Literatur

  • Klaus Grawe: Psychologische Therapie. Hogrefe Verlag, Göttingen 2000, ISBN 3-801-7-1369-5.
  • Rainer Sachse: Klärungsorientierte Psychotherapie. Hogrefe Verlag, Göttingen 2002, ISBN 978-3-801-71643-1.
  • Rainer Sachse: Von der Gesprächspsychotherapie zur Klärungsorientierten Psychotherapie: Kritik und Weiterentwicklung eines Therapiekonzeptes. Pabst Science Publishers, 2005, ISBN 3-89967-212-7.
  • Rainer Sachse, P. Schlebusch (Hrsg.): Perspektiven Klärungsorientierter Psychotherapie. Pabst Science Publishers, 2006, ISBN 3-89967-274-7.
  • Rainer Sachse, J. Fasbender, J. Breil, M. Sachse (Hrsg.): Perspektiven Klärungsorientierter Psychotherapie. Teil II, Pabst Science Publishers, 2011, ISBN 978-3-89967-672-3.
  • ipp-bochum.de
  • Rainer Sachse, Jana Fasbender und Meike Sachse: Teil I: Die Therapie orientiert sich am Erleben der körperlichen Resonanz (Felt Sense) eines Problems des Klienten, um so dessen Zugang zu schwer zugänglichen Gefühlen und Problemen zu erleichtern. IPP – Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
  • Reihe aus 7 Titeln, Rainer Sachse (Hrsg.): Praxis der Klärungsorientierten Psychotherapie. Therapeutische Regelpraxis der Klärungsorientierten Psychotherapie:
    • Rainer Sachse, Jana Fasbender, Meike Sachse: Teil I: Therapeutische Regeln in der Klärungsorientierten Psychotherapie: Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse: Teil II: Komplementäre Beziehungsgestaltung: Plananalyse und Klärungsorientierte Psychotherapie. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse, Jana Fasbender, Meike Sachse: Teil III: Klärungsprozesse: Was soll im Therapieprozess wie geklärt werden? Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse, Jana Fasbender, Janine Breil, Meike Sachse: Teil IV: Bearbeitung von Schemata im Ein-Personen-Rollenspiel. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse, Jana Fasbender und Meike Sachse: Teil V: Die Bearbeitung von Vermeidung in der Klärungsorientierten Psychotherapie. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse: Teil VI: Focusing: Eine Therapietechnik zur Repräsentation affektiver Schemata. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse, Jana Fasbender: Teil VII: Interaktionsschwierigkeiten im Therapieprozess bei Klienten mit narzisstischer und histrionischer Persönlichkeitsstörung. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
  • Rainer Sachse (Hrsg.): Einführung in die Klärungsorientierte Psychotherapie (Reihe aus 3 Titeln):
    • Rainer Sachse, Janine Breil, Jana Fasbender, Oliver Püschel, Meike Sachse: TeilI: Was ist Klärungsorientierte Psychotherapie? Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse, Jana Fasbender, Meike Sachse: Teil II: Grundannahmen, Anwendungsbereiche und Kompatibilitäten Klärungsorientierter Psychotherapie. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
    • Rainer Sachse, Janine Breil: Teil III: Indikation zur Klärungsorientierten Psychotherapie. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
  • Rainer Sachse: Motivklärung durch Klärungsorientierte Psychotherapie. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
  • Rainer Sachse, Janine Breil, Jana Fasbender: Beziehungsmotive und Schemata: Eine Heuristik. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
  • Sandra Schirm, Rainer Sachse: Schematherapie und Klärungsorientierte Psychotherapie: Ein Vergleich. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.
  • Rainer Sachse: Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie. Institut für Psychologische Psychotherapie, Bochum.

Einzelnachweise

  1. Rainer Sachse: Von der Gesprächspsychotherapie zur Klärungsorientierten Psychotherapie: Kritik und Weiterentwicklung eines Therapiekonzeptes. Pabst Science Publishers, 2005, ISBN 3-89967-212-7.