Lemma von Bramble-Hilbert

In der Mathematik, besonders in der numerischen Analysis, schätzt das Bramble-Hilbert-Lemma, benannt nach James H. Bramble und Stephen R. Hilbert, den Fehler bei Approximation einer Funktion u {\displaystyle u} durch ein Polynom der maximalen Ordnung m 1 {\displaystyle m-1} mit Hilfe der Ableitungen m {\displaystyle m} -ter Ordnung von u {\displaystyle u} ab. Sowohl der Approximationsfehler als auch die Ableitungen von u {\displaystyle u} werden durch L p {\displaystyle L^{p}} -Normen auf einem beschränkten Gebiet im R n {\displaystyle \mathbb {R} ^{n}} gemessen. In der klassischen numerischen Analysis entspricht dies einer Fehlerschranke mit Hilfe der zweiten Ableitungen von u {\displaystyle u} bei linearer Interpolation von u {\displaystyle u} . Jedoch gilt das Bramble-Hilbert-Lemma auch in höheren Dimensionen, und der Approximationsfehler und die Ableitungen von u {\displaystyle u} können dabei durch allgemeinere Normen gemessen werden, nämlich nicht nur in der Maximumnorm, sondern auch in gemittelten L p {\displaystyle L^{p}} -Normen.

Zusätzliche Regularitätsannahmen an den Rand des Gebiets sind für das Lemma von Bramble-Hilbert erforderlich. Lipschitz-Stetigkeit des Randes ist hierfür ausreichend, insbesondere gilt das Lemma für konvexe Gebiete und C 1 {\displaystyle C^{1}} -Gebiete.

Die Hauptanwendung des Lemmas von Bramble-Hilbert ist der Nachweis von Fehlerschranken mit Hilfe der Ableitungen bis zur m {\displaystyle m} -ten Ordnung für den Fehler bei Approximation durch einen Operator, der Polynome der Ordnung höchstens m 1 {\displaystyle m-1} erhält. Das ist ein wesentlicher Schritt beim Nachweis von Fehlerschätzungen für die Finite-Elemente-Methode. Das Lemma von Bramble-Hilbert wird dort auf dem Gebiet angewandt, das aus einem Element besteht.

Formulierung

Es sei Ω {\displaystyle \textstyle \Omega } ein beschränktes Gebiet im R n {\displaystyle \textstyle \mathbb {R} ^{n}} mit Lipschitz-Rand und Durchmesser d {\displaystyle \textstyle d} . Weiter sei m N {\displaystyle m\in \mathbb {N} } beliebig und k { 0 , , m } {\displaystyle k\in \{0,\ldots ,m\}} .

Auf dem Sobolew-Raum W p k ( Ω ) {\displaystyle W_{p}^{k}(\Omega )} , verwendet man die Halbnorm

| u | W p k ( Ω ) := ( | α | = k D α u L p ( Ω ) p ) 1 p . {\displaystyle |u|_{W_{p}^{k}(\Omega )}:=\left(\sum \limits _{|\alpha |=k}\|D^{\alpha }u\|_{L^{p}(\Omega )}^{p}\right)^{\frac {1}{p}}.}

Das Lemma von Bramble-Hilbert besagt nun, dass zu jedem u W p m ( Ω ) {\displaystyle u\in W_{p}^{m}(\Omega )} ein Polynom v {\displaystyle v} existiert, dessen Grad höchstens m 1 {\displaystyle m-1} beträgt, so dass die Ungleichung

| u v | W p k ( Ω ) C d m k | u | W p m ( Ω ) {\displaystyle |u-v|_{W_{p}^{k}(\Omega )}\leq Cd^{m-k}|u|_{W_{p}^{m}(\Omega )}}

mit einer Konstanten C = C ( m , Ω ) {\displaystyle C=C(m,\Omega )} erfüllt ist.

  • Raytcho D. Lazarov: Bramble-Hilbert lemma. In: Encyclopaedia of Mathematics (englisch).