Liste der Stolpersteine auf Sardinien

Der erste Stolperstein Sardiniens, gewidmet der Naturkundelehrerin Zaira Coen Righi, verlegt in Sassari

Die Liste der Stolpersteine auf Sardinien listet Stolpersteine auf der italienischen Insel Sardinien. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden vom deutschen Künstler Gunter Demnig konzipiert und werden zumeist von ihm selbst verlegt. Im Regelfall liegen die Stolpersteine vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers.

Der erste Stolperstein auf Sardinien wurde am 26. Januar 2021 in Sassari verlegt.

Verlegte Stolpersteine

San Vero Milis

In San Vero Milis in der Provinz Oristano im Westen der Insel wurde ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
COSIMO ORRÙ
GEBOREN 1910
VERHAFTET 20.6.1944
DEPORTIERT 1944
FLOSSENBÜRG
ERMORDET 1945
LITOMERICE
Via Eleonora d’Arborea, 48
San Vero Milis
Cosimo Orrù wurde am 25. September 1910 in San Vero Milis geboren. Er absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften, wurde Beamter und wirkte als Prätorianer in Ittiri, später als stv. Königlicher Anwalt in Bergamo. In der Folge ließ er sich nach Fagnano Olona versetzen, wo sein Bruder Salvatore als Amtsarzt tätig war. Dort begann seine antifaschistische Tätigkeit beim “Circolo dei signori”. Nach dem 8. September 1943 schloss er sich den Partisanen an. Er gehörte dem Comitato di Liberazione Nazionale di Busto an. Am 20. Juni 1944 stürmten SS und Schwarze Brigaden seine Amtsräume im Gerichtsgebäude von Busto Arsizio, verwüsteten sie und stahlen, was sie konnten. Das Kommando behauptete später, sie hätten Flugblätter und Untergrund-Zeitungen gefunden. Um 13 Uhr 30 desselben Tages wurde er verhaftet und nach Mailand in das Gefängnis San Vittore überstellt. Er kam in das Durchgangslager Bozen und wurde von dort in das KZ Flossenbürg deportiert. Nach Berichten von Padre Giannantonio Agosti, der Flossenbürg überlebte, wurde Cosimo Orrù vom Kapo der Barracke aufs schlimmste drangsaliert und massakriert. In dieser Barracke war auch Eugenio Pertini, Bruder des späteren Staatspräsidenten Italiens, interniert. Cosimo Orrù wurde in das Außenlager Leitmeritz verlegt, wo sich seine Spur verliert.

In den 1970er Jahren wurde ihm postum die Medaglia d'oro della Resistenza verliehen.[1][2]

Sassari

In Sassari, der Provinzhauptstadt Sardiniens, wurde ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
ZAIRA COEN RIGHI
GEBOREN 1879
VERHAFTET 23.4.1944
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET 23.5.1944
Piazza d'Italia, 28
Sassari
Zaira Coen Righi wurde 1879 in Mantua geboren. Sie hatte sechs jüngere Geschwister, Ugo, Ione, Rachele, Gaddo, Norina und Egle. Zwei weitere Geschwister starben im Kleinkindalter. Sie studierte, schloß ihr Studium ab und heiratete. Die Ehe blieb kinderlos. Im Jahre 1919 übersiedelte sie nach Sassari, wo sie nahezu zwanzig Jahre am Liceo Azuni unterrichtete. Im Januar 1938 wurde die Lehrerin für Naturkunde und Chemie zwangspensioniert, weil sie Jüdin war. Im selben Jahr starb ihr Ehemann Italo Righi, ein Arzt, der acht Jahre älter war. Die pensionierte Lehrerin wurde am 23. April 1944 gemeinsam mit ihrer Schwester Ione in Florenz verhaftet, nach Fossoli verschleppt und in der Folge in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie und ihre Schwester wurden am 23. Mai 1944 vom NS-Regime in einer der Gaskammern von Auschwitz ermordet.[3][4]

Zu ihrem Gedenken wurde ein Olivenbaum gepflanzt. Am Friedhof von Sassari findet sich eine Gedenktafel. Zwei Theaterstücke befassen sich mit Leben und Sterben der jüdischen Lehrerin.[5]

Sestu

In Sestu in der Provinz Cagliari im Süden der Insel wurde ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
HIER WOHNTE
PIETRO MELONI
GEB. 1899
VERHAFTET 24.10.1944
INTERNIERT GRIES
DEPORTIERT 1944
GUSEN-MAUTHAUSEN
ERMORDET 13.2.1945
Via Monserrato, 8
Sestu
Pietro Meloni wurde am 23. November 1899 in Sestu geboren. er entstammte einer extrem armen Familie, konnte nicht zur Schule gehen und musste bereits im Alter von sieben Jahren in der Landwirtschaft arbeiten. Des Lesen und Schreiben erlernte er autodidaktisch. Als er eingezogen wurde, kam er zur Guardia di Finanza. Er blieb bis zu seinem 24. Lebensjahr im Dienst, wurde verletzt und erhielt danach eine kleine Pension, die allerdings nicht das Überleben ermöglichte. Er emigrierte nach Frankreich und verdingte sich am Bau. Er lernte Rosa Tosoni kennen, eine Emigrantin aus Verona, und ehelichte sie. Die Eheleute ließen sich in Lyon nieder, beide schlossen sich der Kommunistischen Partei und der Résistance an. 1940 kehrten die Eheleute nach Italien zurück. Sie lebten nunmehr in Verona und waren erneut im Untergrund tätig, für die PCI und die italienische Widerstandsbewegung. Gemeinsam wurden sie am 24. Oktober 1944 von der SS verhaftet und in der Folge gefoltert. Pietro Meloni wurde über das Durchgangslager Gries in das KZ Mauthausen deportiert. Dort kam er 1945 um. Seine Frau konnte die NS-Besatzung überleben.[6][7]

1955 wurde Pietro Meloni postum eine Tapferkeitsmedaille verliehen. In Sestu trägt eine Straße seinen Namen.

Verlegedaten

Literatur

  • M. Garroni: Fascismo, scuola e società in Sardegna, l'istruzione classica, scientifica e magistrale, 2010, 184–185, siehe [1]
  • Olocausto e minoranze, Videobiografie (ital.)
  • Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig

Einzelnachweise

  1. LinkOristano: Una pietra d’inciampo per ricordare il giudice Cosimo Orrù, morto in un lager, 27. Januar 2022
  2. Comune di San Vero Milis: Cosimo Orrù - Medaglia d'oro della Resistenza, 23. Februar 2022
  3. Università degli studi di Sassari: GIORNATA DELLA MEMORIA: PER ZAIRA COEN RIGHI, 27. Januar 2021
  4. La Nuova: Tra oblio e memoria, nuove testimonianze su Zaira Coen Righi a quasi 80 anni dalla morte, 27. Januar 2023
  5. Io sono Zaira Coen Righi - Giorno della Memoria, abgerufen am 8. September 2024
  6. DA VERONA AI LAGER: Meloni Pietro, abgerufen am 12. April 2024
  7. ANPI: Pietro Meloni, abgerufen am 6. September 2024
 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
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