Luigi Pontecchi

Luigi Pontecchi
Luigi Pontecchi (1898)
Luigi Pontecchi (1898)
Zur Person
Spitzname Gigi
Geburtsdatum 12. September 1876
Sterbedatum 3. April 1921
Nation Italien Italien
Disziplin Bahnradsport
Wichtigste Erfolge
Italienische Bahnmeisterschaften
1894: ItalienItalien – Steherrennen (Amateure)
1896: ItalienItalien – Sprint (Profis)

Luigi Pontecchi (* 12. September 1876 in Florenz; † 3. April 1921 in Brucianesi) war ein italienischer Bahnradsportler.

1892, im Alter von 16 Jahren, gewann Luigi Pontecchi sein erstes Rennen auf der Radrennbahn von Livorno. Als Preis erhielt er aus der Hand von Minister Luigi Pelloux einen Revolver mit geschnitztem Griff.[1] Zwei Jahre später wurde er italienischer Amateurmeister im Steherrennen. 1896 errang er den italienischen Meistertitel im Sprint der Profis und war zu dieser Zeit ein umjubelter Star in seiner Heimatstadt. 1896 gewann er auch den Gran Premio della U.V.I. des italienischen Radsportverbandes.

Pontecchi war für sein ungezügeltes Temperament und seinen ungewöhnlichen Lebenswandel bekannt. Er war in Schlägereien verwickelt oder fiel durch provokatives Verhalten auf, weshalb er als Rennfahrer auch Sperren kassierte. Als er einen Tag nach dem tödlichen Attentat des italienischen Anarchisten Sante Geronimo Caserio auf den französischen Präsidenten Marie François Sadi Carnot in Paris im Juni 1915 in einem italienischen Nationaltrikot startete, wurde er vom Publikum beschimpft. Auch bei einem Rennen in Triest zeigte er das dreifarbige italienische Nationaltrikot, das er unter einem anderen Trikot getragen hatte, obwohl die italienischen Farben von den dortigen österreichischen Behörden verboten waren; Polizisten versuchten ihn daran zu hindern, die Ehrenrunde zu absolvieren. In Berlin musste er nach einem Rennen wegen einer Schlägerei eine Nacht im Gefängnis verbringen. Nach seiner Radsportlaufbahn war er häufig im Florentiner Parco delle Cascine zu Pferde in Begleitung der Schauspielerin Virginia Reiter zu sehen.[1]

Pontecchi, der seit 1895 nach einer Augenerkrankung ein Glasauge trug, war ein überzeugter Faschist der ersten Stunde. Am 3. April 1921 bestieg er ein Flugzeug, das von dem Flieger-Ass Vasco Magrini gesteuert wurde, um in der Umgebung von Florenz faschistische Propaganda-Flugblätter abzuwerfen. Das Flugzeug geriet in Brand und stürzte ab. Pontecchi starb, und Magrini erlitt schwere Brandverletzungen. Magrini war überzeugt, das Flugzeug sei von antifaschistischen Bauern beschossen worden, was allerdings nicht bewiesen werden konnte.[2]

Die Beerdigung von Pontecchi wurde als faschistische Veranstaltung zelebriert.[3] Das spätere Regime von Mussolini zählte Pontecchi zu seinen „Märtyrern“ und eine Radrennbahn sowie ein Pflegeheim wurden nach ihm benannt. Zudem trug ein Kampfbund der Schwarzhemden in Florenz, die „Squadra Luigi Pontecchi“, seinen Namen.[4][5]

Commons: Luigi Pontecchi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Luigi Pontecchi in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Storia di Luigi Pontecchi. Museo del Ciclismo „Gino Bartali“, abgerufen am 16. Februar 2014. 

Einzelnachweise

  1. a b LUIGI PONTECCHI…..”Il ciclismo (quello pericoloso) è il mio mestiere.” In: cyclemagazine.eu. Abgerufen am 29. Mai 2016 (italienisch). 
  2. Vasco Magrini. Aero Club Firenze, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. März 2014; abgerufen am 16. Februar 2014. 
  3. Annali di Storia Firenze III. University Press, Florenz 2008, S. 198 (italienisch, storiadifirenze.org [PDF; abgerufen am 16. Februar 2014]). 
  4. SQUADRE D. In: fascismo22.altervista.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2016; abgerufen am 29. Mai 2016. 
  5. Alessandra Staderini: La «Marcia dei martiri»: la traslazione nella cripta di Santa Croce dei caduti fascisti. In: fupress.net. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2016; abgerufen am 29. Mai 2016 (italienisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fupress.net 
Italienische Meister im Sprint (Profis/Elite)

1891 Ambrogio Robecchi | 1894 Narciso Pasta | 1895, 1903, 1904 Pietro Bixio | 1896 Luigi Pontecchi | 1897, 1899 Gian Ferdinando Tomaselli | 1900 Giuseppe Singrossi | 1901 Umberto Ferrari | 1902 Antonio Restelli | 1905, 1913 Angelo Gardellin | 1906–1911, 1920, 1921 Francesco Verri | 1912, 1914 Amedeo Polledri | 1919 Orlando Piani | 1922–1927 Cesare Moretti | 1928, 1930 Mario Bergamini | 1929 Pietro Linari | 1931–1933, 1936, 1937 Avanti Martinetti | 1934, 1935 Bruno Pellizzari | 1938 Benedetto Pola | 1939 Bruno Loatti | 1940, 1943, 1945 Primo Bergomi | 1941, 1942, 1946–1950 Italo Astolfi | 1951 Mario Ghella | 1952–1954, 1956, 1957, 1959–1963, 1965 Antonio Maspes | 1955 Enzo Sacchi | 1958 Giuseppe Ogna | 1964 Sante Gaiardoni | 1966 Sergio Bianchetto | 1967–1969 Giuseppe Beghetto | 1970–1972, 1974, 1975, 1978–1980 Giordano Turrini | 1973, 1976, 1977 Ezio Cardi | 1981 Moreno Capponcelli | 1982–1985, 1987 Ottavio Dazzan | 1986, 1988–1991 Claudio Golinelli | 2003–2010 Roberto Chiappa | 2011, 2012, 2016, 2017 Luca Ceci | 2013, 2015, 2018, 2019, 2020, 2021 Francesco Ceci | 2014 Davide Ceci | 2022 Daniele Napolitano | 2023 Mattia Predomo

Der Sprint wurde nicht durchgängig bei italienischen Bahn-Meisterschaften ausgetragen. Die Daten sind zudem nicht vollständig.

Personendaten
NAME Pontecchi, Luigi
KURZBESCHREIBUNG italienischer Bahnradsportler
GEBURTSDATUM 12. September 1876
GEBURTSORT Florenz
STERBEDATUM 3. April 1921
STERBEORT Brucianesi