Melchor Bravo de Saravia

Melchor Bravo de Saravia (Mitte) neben Gamboa (links), und Sotomayor (rechts).
(Darstellung von 1616)

Melchor Bravo de Saravia y Soto Mayor (* 1512 – nach anderen Quellen 1497 – in Soria, Spanien; † 8. Dezember 1577 in Soria) war ein spanischer Richter und Kolonialbeamter. Er amtierte interimistisch als Vizekönig von Peru und als spanischer Gouverneur in Chile.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Über das Geburtsjahr herrscht keine Einigkeit unter den Historikern: José Toribio Medina[1] nennt 1512, während Diego Barros Arana auf 1497 hindeutet.[2]

Während seiner Jugend hat Bravo Rechtswissenschaften studiert, spätere Urkunden und sein Grabmal weisen ihn als „doctor“ aus. Im Dienste der spanischen Krone fungierte er zunächst als Verwaltungsrichter von Neapel.

An der Real Audiencia von Lima

1547 ernannte ihn König Karl V. zum Oidor der neuen Real Audiencia, die er im Königreich Neugranada einrichten ließ, sandte ihn dann aber ins heutige Peru an die Real Audiencia von Lima. Als im Juli 1552 der Vizekönig Antonio de Mendoza starb, übernahm er interimistisch die Aufgabe des Vizekönigs. In seine Amtszeit fiel der Aufstand von Francisco Hernández Girón (1553–1554), der die königliche Verwaltung in Südamerika an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Bravo zeichnete sich bei der Niederschlagung des Aufstandes auch als umsichtiger Befehlshaber aus.

Amtszeit als Gouverneur von Chile

Als 1565 die Real Audiencia von Chile in Concepión eingerichtet wurde, regierten die vier Oidores, die von König Philipp II. nach Chile berufen wurden, die Kolonie. 1567 entschied der König, dass er die Kolonialverwaltung keinem Gremium von vier Personen überlassen wollte, so dass er stattdessen einen Gouverneur als verantwortlichen Vertreter der Krone einsetzte. Dieses Amt übertrug er Melchor Bravo de Saravia.

Im Juli 1568 erreichte Bravo mit seiner Familie und Entourage aus Peru kommend den Hafen von La Serena. Dort ließ er seine Familie zurück und machte sich trotz seines Alters zu Pferd auf die lange und beschwerliche Reise nach Santiago de Chile, wo er am 16. August 1568 eintraf.

Die Bevölkerung erhoffte sich vom Gouverneur und den Truppenverstärkungen, die er mitbrachte, vor allem ein Ende des kräfte- und ressourcenraubenden Krieges mit den Einheimischen. Mit Frühlingsbeginn, im September 1568, machte er sich mit seinem Heer von Santiago aus auf den Weg und erreichte Concepción im November. Zunächst erhoffte er sich, die Indianer friedlich zu unterwerfen, doch die Ureinwohner wehrten sich mit Waffengewalt gegen die Missionierung und Befriedungsversuche der Spanier. In Folge startete Bravo einen weiteren Versuch, die Einheimischen mit Waffengewalt zu unterwerfen.

Im Januar 1569 erlitten die Spanier unter dem Befehl von Martín Ruiz de Gamboa im Kampf mit den Indianern in der Schlacht von Catirai eine vernichtende und demoralisierende Niederlage. Bravo versuchte, mit seinen Truppen, Nachschub für die bedrängten Spanier zu bringen. In der Folge mussten die Europäer die befestigten Siedlungen von Cañete und Arauco wieder aufgeben. Geschlagen zogen sich die Truppen um den Gouverneur Bravo de Saravia an die Küste zurück und erreichten Ende März 1569 wieder Concepción.

Bravo bat den König um weitere Verstärkungen für die Kolonie und bot angesichts seiner fehlenden militärischen Erfolge seine Ablösung an.

Am 8. Februar 1570 erschütterte ein schweres Erdbeben Concepción. Der folgende Tsunami erreichte die Stadt erst geraume Zeit später, so dass Zeit genug war, die Bewohner in Sicherheit zu bringen. Die Gebäude und Befestigungen der Stadt aber wurden in hohem Maße zerstört.

Gegen Ende des Jahres trafen frische Kolonialtruppen aus Lima in Chile ein, und Bravo unternahm einen weiteren Feldzug zur Unterwerfung der Mapuche. Wieder blieben die Spanier erfolglos, die Indianer überraschten die Konquistadoren bei Purén, Bravo entsandte Unterstützungstruppen unter Befehl seines Sohnes Ramón, aber auch die vermochten nichts auszurichten.

1571 fiel unter die Amtszeit Bravos die Einrichtung der Diözese von La Imperial. Bald darauf wurde mit dem Bau der Kirche San Francisco begonnen, sie ist heute das älteste noch erhaltene Bauwerk von Santiago.

Kritik und Ablösung

Der Klerus kritisierte das System der Zwangsarbeit, zu der die Einheimischen in den Bergwerken Chiles gezwungen wurden. 1572 änderte Philipp II. das Abgabensystem auf ein Steuersystem. Auch die Amtsführung Melchor Bravos wurde von Kirchenvertretern am spanischen Hof heftig kritisiert. Der Gouverneur sei unfähig, höre nicht auf den Rat erfahrener Militärs, zudem sei er korrupt und würde Familienmitglieder und Freunde bereichern, so die Vorwürfe.

Bravo bat angesichts der fortdauernden militärischen Niederlagen und der Kritik an seiner Amtsführung erneut um seine Abberufung. 1573 entsprach der König seiner Bitte, und 1575 kehrte Melchor Bravo de Saravia nach Europa zurück. Zwei Jahre später starb er in seiner Heimatstadt, wo er auch beerdigt ist.

Literatur

  • José Toribio Medina: Diccionario biográfico colonial de Chile. Imprenta Elziviriana, Santiago de Chile 1906, S. 140 ff. (Memoria Chilena – Dokumente). 
  • Diego Barros Arana: Historia General de Chile. 2. Band. Editorial Universitaria, Santiago de Chile 1999, ISBN 956-11-1534-4, S. 287–326 (Memoria Chilena – Dokumente [PDF; 106,0 MB; abgerufen am 8. Oktober 2013]). 

Einzelnachweise

  1. Medina, S. 140.
  2. Barros Arana, S. 287, schreibt Bravo sei zum Zeitpunkt seiner Ernennung als chilenischer Gouverneur – also 1567 – siebzig Jahre alt gewesen und habe sich seit zwanzig Jahren in Südamerika befunden.
VorgängerAmtNachfolger
Antonio de MendozaVizekönig von Peru (kommissarisch)
1552–1556
Andrés Hurtado de Mendoza

Regentschaft von Karl V.: Diego de Almagro | Pedro de Valdivia | Francisco de Villagra | Rodrigo de Quiroga | (Francisco de Aguirre)

Regentschaft von Philipp II.: García Hurtado de Mendoza | Rodrigo de Quiroga | Francisco de Villagra | Pedro de Villagra | Melchor Bravo de Saravia | Rodrigo de Quiroga | Martín Ruiz de Gamboa | Diego García de Cáceres | Alonso de Sotomayor| Pedro de Viscarra | Martín García Óñez de Loyola

Regentschaft von Philipp III.: Pedro de Viscarra | Francisco de Quiñones | Alonso García | Alonso de Ribera | Luis Merlo de la Fuente | Juan de la Jaraquemada | Fernando Talaverano | Lope de Ulloa | Cristóbal de la Cerda

Regentschaft von Philipp IV.: Pedro Osores de Ulloa | Francisco de Álava | Luis Fernández de Córdoba | Francisco Laso de la Vega | Francisco López de Zúñiga | Martín de Mujica | Alonso Figueroa | Antonio de Acuña | Francisco de la Fuente | Pedro Porter Casanate | Diego González Montero | Ángel de Peredo | Francisco de Meneses

Regentschaft von Karl II.: Miguel Gómez de Silva | Diego Dávila Coello | Diego González Montero | Juan Henríquez de Villalobos | José de Garro | Tomás Marín González de Poveda

Regentschaft von Philipp V.: Francisco Ibáñez de Peralta | Juan Andrés de Ustariz de Vertizberea | José de Santiago Concha | Gabriel Cano de Aponte | Francisco de Sánchez de la Barreda | Manuel de Salamanca | José Antonio Manso de Velasco | Francisco José de Ovando

Regentschaft von Ferdinand VI.: Domingo Ortiz de Rozas | Manuel d’Amat i de Junyent

Regentschaft von Karl III.: Félix de Berroeta | Antonio de Guill y Gonzaga | Juan de Balmaceda | Francisco Javier de Morales | Agustín de Jáuregui | Tomás Álvarez de Acevedo | Ambrosio de Benavides

Regentschaft von Karl IV.: Ambrosio O’Higgins | José de Rezabal y Ugarte | Gabriel de Avilés | Joaquín del Pino Sánchez de Rojas | José de Santiago Concha Jiménez Lobatón | Francisco Tadeo Díez de Medina | Luis Muñoz de Guzmán

Regentschaft von Ferdinand VII.: Juan Rodríguez Ballesteros | Francisco Antonio García Carrasco | Mateo de Toro Zambrano y Ureta | Mariano Osorio | Casimiro Marcó del Pont

Normdaten (Person): VIAF: 87511692 | Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 11. September 2018.
Personendaten
NAME Bravo de Saravia, Melchor
ALTERNATIVNAMEN Bravo de Saravia y Soto Mayor, Melchor
KURZBESCHREIBUNG Gouverneur von Chile
GEBURTSDATUM 1497 oder 1512
GEBURTSORT Soria, Spanien
STERBEDATUM 8. Dezember 1577
STERBEORT Soria, Spanien