Sperrstelle Zugerberg

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Tankgraben Geissboden T 3660

Die Sperrstelle Zugerberg (Armeebezeichnung Nr. 2410) war eine Grenzbefestigung der Schweizer Armee. Sie befindet sich am ehemaligen Reduiteingang auf dem Zugerberg im Kanton Zug. Der nördlichste Stützpunkt der Reduitlinie wurde ab 1940 gebaut, gehörte zum Einsatzraum der 6. Division und ab 1947 zur Reduitbrigade 24.

Als einer der Hauptstützpunkte der Reduitlinie gilt die Sperrstelle als militärhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung.[1]

Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs gab die von General Guisan befohlene neue Armeestellung im Reduit (Operationsbefehle Nr. 11, 12, 13) den Anstoss zum Bau der Sperrstelle. Die 6. Division wurde von der Limmatstellung zur Verstärkung des linken Flügels des 4. Armeekorps abgezogen und erhielt den Auftrag, mit ihren vier Detachementen «Biberbrücke», «Alosen», «Zugerberg» und «Rigi» die Linie westlich des Etzels-Schindellegi-Gotschalkenberg-Zugerberg-Rigi bis zum Vierwaldstättersee zu halten und einen Vorstoss des Gegners in den Talkessel von Schwyz zu verhindern. Vortruppen sollten eine feindliche Landung am linken Zürichseeufer (Oberrieden bis Bäch) verhindern.

Der Grossteil der Division sollte hinter Sihl auf der Linie Finstersee-Gubel-Allenwinden-Südausgang Zug eine Verteidigungsstellung einnehmen, und ein Detachement hatte den Raum zwischen Zuger- und Vierwaldstättersee mit der Sperrstelle Oberarth zu sperren. Der Auftrag blieb bis zum Ende der Reduitzeit unverändert.[2]

Die Sperrstelle Zugerberg bildete den Abschnitt der Reduitgrenze vom Zugersee über den Zugerberg bis zur Sperrstelle Unterägeri. Damit sollte ein gegnerischer Stoss über den bewaldeten voralpinen Zugerberg Richtung Arth-Goldau verhindert werden. Beim Bau dieses Abschnitts der Reduitlinie berücksichtigte die 6. Division ihre Erfahrungen aus der Festung Uetliberg der Limmatstellung. Ab 1940 entstanden – durch zivile Bauunternehmungen ausgeführt – innert Monaten im Kanton Zug über 150 Objekte, wovon ein Drittel im Raum Zugerberg.

Das Festungsdispositiv bestand aus mehreren Teilsperren, die mit Panzer- und Infanteriehindernissen und Sprengobjekten sowie Infanteriebunkern den Verteidigungskampf der Infanterieregimenter und Füsilierbataillone verstärkten. Diese konnten Artilleriefeuer der mobilen Artillerie, teilweise aus betonierten Geschützstellungen und aus Artilleriewerken im Kanton Schwyz, anfordern. Fliegerabwehrbatterien hatten die Sperren gegen Luftangriffe zu schützen. Auf dem bewaldeten Hünggigütsch standen zwei getarnte Holztürme, die auf Wipfelhöhe 20-mm-Flabkanonen trugen, deren Betonsockel heute noch vorhanden sind.

Der Reduiteingang auf dem Zugerberg wurde mit einem Geländepanzerhindernis in Form eines doppelten Tankgrabens (Vorderer und Hinterer Geissboden) mit 300 Meter Abstand gesichert. Zur Panzerabwehr waren mehrere Bunker der Sperre mit einer 7,5-cm-Feldkanone Modell 03 auf Parallelhebellafette ausgerüstet. Für die Stosstrupps wurden betonierte Unterstände erstellt. In den 1950er Jahren erhielten die Bunker Zugerberg 1 A 7257 im Hintergeissboden und Zugerberg 2 A 7254 im Vordergeissboden je eine moderne Panzerabwehrkanone 50 mit Kaliber 9 cm auf Pivotlafette und Hohlladungsmunition.

Die Sperre Zugerberg wurde anfänglich vom Infanterieregiment 26 besetzt und zuletzt von der Gebirgsfüsilierkompanie III/149 und der Werkkompanie 48.

Sperrstelle Zugerberg

Die Festungsanlagen bestehen aus Strassenbarrikaden, Geländepanzerhindernissen (GPH) in Form von Tankgraben und Tankmauern, Panzerabwehrbunkern, Maschinengewehrbunkern, Unterständen, Artillerie-Kommandoposten-Kavernen, Artilleriebunkern und permanenten Artilleriegeschützbettungen für die Aufnahme von Feldgeschützen der Kaliber 7,5 cm:[3]

  • Unterstand Hünggigütsch 1 A 7249 47.140338.53898
  • Unterstand Hünggigütsch 4 A 7250 47.1382988.53759
  • Unterstand Hünggigütsch 3 A 7251 47.1382968.536905
  • Unterstand Hünggigütsch 2 A 7252 47.1384138.535905
  • Unterstand Hünggigütsch 5 (Sanität) A 7253 47.1373778.536134
  • Infanteriebunker Zugerberg 2 Nord A 7254: Panzerabwehrkanonen (Pak), Beobachter (Beob) 47.1406698.532326
  • Infanteriekanonenschild (Ik-Schild) Vordergeissboden A 7255 47.1414528.532263
  • Unterstand Zugerberg 3 A 7256 47.1401838.532356
  • Infanteriebunker Zugerberg 1 Süd A 7257: Pak, Beob 47.1333148.53385
  • Infanteriekanonenschild Vordergeissboden A 7255
    Infanteriekanonenschild Vordergeissboden A 7255
  • Infanteriebunker Zugerberg 2 Nord A 7254
    Infanteriebunker Zugerberg 2 Nord A 7254
  • Unterstand Hünggigütsch 4 A 7250
    Unterstand Hünggigütsch 4 A 7250
  • Infanteriebunker Zugerberg 1 Süd A 7257
    Infanteriebunker Zugerberg 1 Süd A 7257
  • Kommandoposten Pandur A 7258: Art KP 47.1239578.539642
  • Unterstand Nollen 1 A 7259 47.1207168.555786
  • Unterstand Nollen 2 A 7260 47.1195348.557105
  • Unterstand Kleinstollen A 7261 47.1100098.549475
  • Flabturm aus Holz für 20-mm-Kanonen (Hünggigütsch A) 47.137998.53812
  • Flabturm aus Holz für 20-mm-Kanonen (Hünggigütsch B) 47.1380488.539339
  • Zugsunterstand Schaeftboden ASU F 14470 47.1366448.535553
  • GPH (Graben) Geissboden T 3660 47.1373978.533024
  • GPH (Schienen) Geissboden T 3660
  • Barrikade Geissboden links der Brücke T 3660.01
  • Barrikade Geissboden rechts der Brücke T 3660.02
  • Barrikade Geissboden Brücke T 3660.03
  • GPH Vorder Geissboden T 3661 47.1407418.53325
  • Barrikade Vorder Geissboden T 3661.01
  • Blasenberg T 3662
  • Barrikade Zug-Schönegg Guggital T 3663
  • Barrikade Hünggigütsch unten T 3664
  • Barrikade Hünggigütsch unten T 3664.01
  • Barrikade Sandblatten T 3666[4]
  • Tankgraben Vorder Geissboden T 3661
    Tankgraben Vorder Geissboden T 3661
  • Flabturm Hünggigütsch beim Unterstand A 7250
    Flabturm Hünggigütsch beim Unterstand A 7250
  • Schienenbarrikade Felsenegg
    Schienenbarrikade Felsenegg
  • Zugerberg Tankgraben Hinter Geissboden T 3660
    Zugerberg Tankgraben Hinter Geissboden T 3660

Sperrstelle Unterägeri

Westlich der Lorze gegen den Zugerberg befindet sich mit der Sperrstelle Unterägeri (Armeebezeichnung Nr. 2412) die Fortsetzung der Linie Sperrstelle Feuerschwand-Schurtannen. Sie hatte einen gegnerischen Vorstoss von Menzingen und Baar Richtung Ägerisee zu verhindern. Die Sperrstelle Sigristboden (auch Sibrischboden, Armeebezeichnung Nr. 2411) wurde Mitte der 1980er Jahre in die Sperrstelle Unterägeri integriert.

  • Infanteriebunker Sigristboden 1 Ost A 7245 47.1369338.550442
  • Pak-Ik-Garage Sigristboden A 7246 47.1372628.549882
  • Permanente Waffenstellung Infanterie Ik-Schild A 7247 47.1373438.549963
  • Infanteriebunker Sigristboden 2 West A 7248 47.13718.54551
  • Infanteriebunker Sigristboden 1 Ost A7245
    Infanteriebunker Sigristboden 1 Ost A7245
  • Infanteriekanonen-Garage Sigristboden A 7246
    Infanteriekanonen-Garage Sigristboden A 7246
  • Infanteriekanonen-Schild Sigristboden A 7247
    Infanteriekanonen-Schild Sigristboden A 7247
  • Infanteriebunker Sigristboden West 2 A 7248
    Infanteriebunker Sigristboden West 2 A 7248
  • Sprengobjekt Hauptstrasse Unterägeri-Neuägeri M 2652
  • Barrikade Waldheim Strasse T 3656
  • Barrikade Innere Spinnerei T 3657
  • GPH Büttenloch T 3658 47.1422898.557541
  • Barrikade Büttenloch Strasse T 3658.01
  • Barrikade Büttenloch Brücke T 3658.02
  • GPH Sigristboden T 3659 47.137268.54382 47.1390948.55021
  • Barrikade links der Brücke T 3659.01
  • Barrikade rechts der Brücke T 3659.02
  • Barrikade Lorzentobelbrücke T 3702
  • Barrikade Tobelweg T 3703
  • Barrikade Allenwinden T 3705
  • Barrikade Allenwinden T 3706[5]
  • Tankmauer Sigristboden West T 3659
    Tankmauer Sigristboden West T 3659
  • Tankmauer Sigristboden West T 3659
    Tankmauer Sigristboden West T 3659
  • Tankmauer Sigristboden Nordost T 3665
    Tankmauer Sigristboden Nordost T 3665
  • Betonierte Brustwehr bei A 7247
    Betonierte Brustwehr bei A 7247

Teilsperre Hinterwald-Windegg

Die Sperre Hinterwald-Windegg wurde vom Füsilierbataillon 106 besetzt und sollte durch das Lorzetal oder aus dem Plateau von Menzingen Richtung Ägerisee und Zugerberg vorstossende Infanterie stoppen.

  • Unterstand Teufländibach A 7236 47.1509828.574694
  • Infanteriebunker Hinterwald 1 A 7237 47.1485288.578096
  • Infanteriebunker Hinterwald 2 A 7238 47.1463458.576916
  • Infanteriebunker Hinterwald 3 A 7239 47.1464538.57142
  • Kommandoposten Philippsburg A 7240: Mannschaftsraum 47.1450588.569663
  • Infanteriebunker Philippsburg A 7240: Mg-Stand 47.1452878.569207
  • Infanteriebunker Windegg A 7241: Gegenbunker zum Philippsburg A 7240 47.1436768.566522
  • GPH Äussere Spinnerei T 3654 47.1531648.563175
  • Barrikade Äussere Spinnerei T 3654.01
  • Barrikade Teufländibach T 3655
  • Kommandoposten KP Philippsburg A 7240
    Kommandoposten KP Philippsburg A 7240
  • Infanteriebunker Philippsburg MG-Stand A 7240
    Infanteriebunker Philippsburg MG-Stand A 7240
  • Infanteriebunker Windegg A 7241
    Infanteriebunker Windegg A 7241

Artilleriestellung Bucklen

Die ehemalige Artilleriestellung der Feldartillerieabteilung 16 befindet sich bei Bucklen (Flurnamen) im unteren Hürital in der Gemeinde Unterägeri. Sie umfasst vier offene betonierte Stellungen für 7,5-cm-Feldkanonen 03/22 sowie zwei Unterstände:

  • Artilleriestellung Bucklen West A 7262 47.1072978.58112
  • Kleinunterstand Bucklen A 7263 47.106158.581543
  • Artilleriestellung Bucklen Ost A 7264 47.1066338.58183
  • Artilleriestellung Illenberg West A 7265 47.110578.5845
  • Kleinunterstand Illenberg A 7266 47.110488.58461
  • Artilleriestellung Illenberg Ost A 7267 47.110288.58461[6]

Artilleriestellung Schüsselbach

Die ehemalige Artilleriestellung der Feldartillerieabteilung 16 befindet sich bei Im Fang (Flurnamen) in der Nähe des Schüsselbachs im mittleren Hürital in der Gemeinde Unterägeri. Sie umfasst zwei offene und zwei gedeckte betonierte Stellungen für-7,5-cm Feldkanonen 03/22 sowie einen Unterstand:

  • Artilleriestellung Schüsselbach 1 Im Fang Ost A 7268 47.1037398.58161
  • Artilleriestellung Schüsselbach 2 Im Fang West A 7269 47.1045758.579876
  • Kleinunterstand Schüsselbach Im Fang A 7270 47.1041198.579603
  • Artilleriestellung Schüsselbach 3 Ost A 7271 gedeckt 47.1059388.575715
  • Artilleriestellung Schüsselbach 2 West A 7272 gedeckt 47.1059578.573805[7]
  • Artilleriekommandoposten «Pandur» A 7258
    Artilleriekommandoposten «Pandur» A 7258
  • Artilleriestellung Bucklen
    Artilleriestellung Bucklen
  • Kleinunterstand Schüsselbach Im Fang A 7270
    Kleinunterstand Schüsselbach Im Fang A 7270
  • Baracke Hürital West
    Baracke Hürital West

Artilleriestellung Warth-Morgarten

Die gedeckten Artilleriestellungen der Schweren Haubitzenbatterie 178 befinden sich bei Schornen, Warth im Dorf Morgarten (Gemeinde Oberägeri). Sie waren mit 15 cm Feldhaubitzen 16 bewaffnet:

  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 1 A 737347.0974488.64351
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 2 A 7374 47.095038.639899
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 3 A 7375 47.0958988.638575
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 4 A 7376 47.0950718.637713[8]
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 1 A 7373
    Artilleriestellung Wart-Morgarten 1 A 7373
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 2 A 7374
    Artilleriestellung Wart-Morgarten 2 A 7374
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 3 A 7375
    Artilleriestellung Wart-Morgarten 3 A 7375
  • Artilleriestellung Wart-Morgarten 3 A 7375
    Artilleriestellung Wart-Morgarten 3 A 7375

Militärhistorische Stiftung des Kantons Zug

Die Militärhistorische Stiftung des Kantons Zug sichert, erwirbt und unterhält bauliche Zeugen, die aus dem Zweiten Weltkrieg und aus der Zeit des Kalten Krieges im Kanton Zug stammen, um sie Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Literatur

  • Zuger Neujahrsblatt 2008 - Bernhard Stadlin: Die Schlacht am Zugerberg fand nicht statt
Commons: Sperrstelle Zugerberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Sperrstelle Unterägeri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Website – mit allen notwendigen Angaben zu den Besuchen der Festungen und der Museumsanlage «Bloodhound»
  • Website ZDT – Die Militärhistorische Stiftung des Kantons Zug ist Gründer- und Mitgliedorganisation des Vereins Zuger Depot Technikgeschichte im ehemaligen Zeughaus Neuheim / Z
  • Kleines Stachelschwein: Sperre Unterägeri, Philippsburg

Einzelnachweise

  1. Sperrstelle Zugerberg. In: Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Hrsg.): Militärische Denkmäler in den Kantonen Uri, Schwyz und Zug. Inventar der Kampf- und Führungsbauten. S. 32–33
  2. Valentin Kessler: Die Festungswerke im Kanton Schwyz. Sonderdruck aus den Mitteilungen des Historischen Vereins des Kanton Schwyz, Heft 95, 2003
  3. Militärhistorische Stiftung des Kantons Zug: Interaktive Festungskarte
  4. Festung Oberland: Sperrstelle Zugerberg 2410
  5. Festung Oberland: Sperrstelle Unterägeri 2411
  6. Oberland: Artilleriestellung Bucklen
  7. Festung Oberland: Artilleriestellung Schüsselbach
  8. Festung Oberland: Artilleriestellung Wart SZ

47.1072978.58112Koordinaten: 47° 6′ 26,3″ N, 8° 34′ 52″ O; CH1903: 686717 / 217997