Uerzell

Uerzell
Gemeindewappen
Koordinaten: 50° 23′ N, 9° 26′ O50.3915638888899.4341972222222335Koordinaten: 50° 23′ 30″ N, 9° 26′ 3″ O
Höhe: 335 (319–375) m ü. NHN
Fläche: 6,61 km²[1]
Einwohner: 329 (30. Jun. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 50 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Ulmbach
Postleitzahl: 36396
Vorwahl: 06667

Uerzell ist ein Stadtteil von Steinau an der Straße im osthessischen Main-Kinzig-Kreis. Zu Uerzell gehört die Siedlung Klesberg.

Geographische Lage

Uerzell liegt im Norden des Main-Kinzig-Kreises, etwa 11 km nördlich des Hauptortes von Steinau im Tal des Ürzeller Wassers, einem Zufluss des Steinaubachs. Uerzell grenzt im Nordosten an den Ort Hintersteinau, im Südosten an den Ort Kressenbach, im Süden an Steinau, im Südwesten an den Ort Ulmbach und im Nordwesten an den Ort Neustall.

Geschichte

Ortsgeschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1289 unter dem Namen Urcele. Ein Bach mit dem Namen Urcelnaha findet bereits um 900 Erwähnung.[1]

Um 1337 baute sich das niederadelige Geschlecht derer von Mörle eine kleine Wasserburg am Ort. Geringe Reste dieser Wasserburg sind noch vorhanden, allerdings in ein neuzeitliches Wohnhaus verbaut und damit nahezu unsichtbar. 1357 nahm Henz von Mörle, genannt Beheim, die von ihm neu erbaute Burg von Fulda zu Lehen. Balthasar Philipp von Mörle, genannt Böhm zu Urtzell, heiratete 1604 in zweiter Ehe Sybilla von Ebersberg (1578–1622) aus der Rhön; mit seinem Tod 1638 in Uerzell erlosch das Geschlecht in der männlichen Linie.[3]

1684 und 1699 kaufte Fulda das Haus von den Thüngischen Erben und verlegte 1699 den Sitz des Amtes Ürzell hierher.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Uerzell im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Nachbargemeinde Ulmbach eingegliedert.[4] Diese wurde am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz in die Stadt Steinau, heute „Steinau an der Straße“ eingemeindet.[5][6] Dadurch wurde Uerzell ein Stadtteil von Steinau, für den ein Ortsbezirk eingerichtet wurde.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Uerzell angehört(e):[1][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Uerzell 342 Einwohner. Darunter waren 15 (4,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 54 Einwohner unter 18 Jahren, 138 waren zwischen 18 und 49, 84 zwischen 50 und 64 und 63 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 141 Haushalten. Davon waren 36 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 90 Haushaltungen leben keine Senioren.[11]

Einwohnerentwicklung

• 1789: 13 Nachbarn[1]
• 1812: 22 Feuerstellen, 262 Seelen[1]
Uerzell: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2022
Jahr  Einwohner
1812
  
262
1834
  
326
1840
  
362
1846
  
351
1852
  
363
1858
  
363
1864
  
357
1871
  
366
1875
  
347
1885
  
297
1895
  
312
1905
  
307
1910
  
313
1925
  
297
1939
  
278
1946
  
375
1950
  
378
1956
  
346
1961
  
356
1967
  
360
1970
  
356
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2008
  
367
2011
  
342
2015
  
337
2022
  
329
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[12][2]; Zensus 2011[11]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 05 evangelische (= 1,68 %), 292 katholischer (= 98,32 %) Einwohner[1]
• 1961: 11 evangelische (= 3,09 %), 337 katholische (= 94,66 %) Einwohner[1]

Politik

Für Uerzell besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Uerzell) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 58,82 %. Alle Kandidaten gehören der „Freien Wählerliste Uerzell“ an.[13] Der Ortsbeirat wählte Bernhard Schöppner zum Ortsvorsteher.[14]

Wirtschaft

Größter Arbeitgeber im Ort ist die 1945 von Alfons Saum in Uerzell gegründete Firma Alsa, ein Hersteller von Schuhteilen. Die Produktion begann mit der Herstellung von Schuhabsätzen. Das Unternehmen wurde 1968 von der Continental AG gekauft. 1989 erfolgte der Weiterverkauf an den Schuhhersteller Birkenstock, dessen wichtigster Lieferant die Alsa ist. Im August 2013 gab die Geschäftsleitung bekannt, dass der gesamte Betrieb im Jahre 2014 nach Görlitz verlagert werden solle, wo das Unternehmen seit 2009 ein Zweitwerk besitzt. Von dem Umzug wären 280 Mitarbeiter betroffen gewesen.[15] Seit Juni 2014 steht fest, dass dies durch die Zusammenarbeit der Tarifpartner abgewendet werden konnte: Die neue Strategie bedeutet für ALSA eine Produktion an zwei Standorten: In Görlitz wird die industrielle Massenfertigung ausgebaut. In Steinau-Uerzell sollen vor allem Kleinserien und Prototypen produziert sowie Entwicklungsprojekte realisiert werden. Perspektivisch können mindestens bis 2019 160 bis 200 Arbeitsplätze gesichert werden.[16]

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Umzug
  3. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  4. Infolge der Napoleonischen Kriege.
  5. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  6. Trennung von Justiz (Justizamt Salmünster) und Verwaltung.
  7. Infolge des Deutschen Krieges.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Ürzell, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Haushalt 2024. (PDF; 33 MB) Einwohnerstatistik Stadt Steinau an der Straße. Abgerufen im August 2024. 
  3. Michael Mott: „Schöne Frau aus rauem Rittergeschlecht: Sybilla von Mörle genannt Böhm zu Urtzell (geb. von Ebersberg)“, in: Fuldaer Zeitung, 4. Mai 2010, S. 15.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 44 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]). 
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]). 
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376–377 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder). 
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 367 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024. 
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 158 (online bei Google Books). 
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021; abgerufen im Februar 2021. 
  12. 2008:Übersicht, Einwohnerzahlen (- ca. 25 Nebenwohnungen). In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021. 
    2015:Übersicht, Einwohnerzahlen (- ca. 25 Nebenwohnungen). In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021. 
  13. Ortsbeiratswahl Uerzell. In: Votemanager. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024. 
  14. Ortsbeirat Uerzell. In: Ratsinfosystem. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024. 
  15. Fuldaer Zeitung vom 17. August 2013: „Schuh-Alsa zieht von Uerzell nach Görlitz“
  16. Neue Perspektive für den Standort Steinau-Uerzell vom 16. Juni 2014, abgerufen am 22. Juli 2014.
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